Eheringe im Spiegel der Zeiten
Einen besonderen Stellenwert unter den Schmuckstücken nimmt seit jeher der Ring ein. Denn Ringe sind oft mehr als ein reines Schmuckstück. Im Laufe ihrer Geschichte dienten sie dem Menschen auch in vielerlei praktischer Hinsicht. Sei es als Zahlungsmittel, Amulett, Standeszeichen, Siegel, Zeichen der Religionszugehörigkeit oder als Zeichen der Liebe. Letzteres ist besonders interessant – in vielen Kulturen der Erde wird der Ring seit jeher als Zeichen der gegenseitigen Treue getragen und das nicht erst seit kurzer Zeit. Das hängt zum einen sicher mit seiner Form zusammen. Seine runde „endlose“ Form steht für die Unendlichkeit – übertragen ist er also ein Symbol für eine nie endende Beziehung zwischen zwei Menschen. Wohl bekannt ist auch das oft genutzte Motiv für Hochzeitseinladungen: zwei ineinander verschlungene Ringe. Näher betrachtet, kann man in diesen ineinander verschlungenen Ringen eine liegende Acht, wiederum das Symbol der Unendlichkeit, erkennen.
Im Gegensatz zu vielen anderen Traditionen ist der Tausch der Ringe beim Eheversprechen noch genau so wichtig wir vor 1000 oder 2000 Jahren! Wie kommt es aber, dass der Ring als Symbol immerwährender Liebe die Jahrtausende unbeschadet überdauert hat?
Eheringe in der Antike – Griechen, Römer & Ägypter
Je weiter man in der Geschichte zurückgeht, desto schwieriger ist es natürlich an Fakten heranzukommen. Wahrscheinlich ist, dass in der Antike oft noch nicht zwischen einem Verlobungsring und einem Trauring unterschieden wurde. Weitgehend gesichert ist, dass in einigen Kulturen zuerst nur die Frauen einen Ring getragen haben – sei es als Zeichen dafür, dass sie einem Mann versprochen waren oder als Zeichen, dass sie einem Mann „gehörten“.
Bereits im alten Ägypten gab es den Brauch, nach der Hochzeit Eheringe zu tragen. Bekannt ist, dass die Ringe links getragen wurden – der Seite, die dem Herzen näher ist. Von den ägyptischen Herrschern ist bekannt, dass für den Schmuck die bunten Farben weit wichtiger waren, als das Material – wie sonst ließe sich erklären, dass selbst Pharaonen bevorzugt Schmuck aus buntem Glas trugen?
Im antiken Griechenland kannte man ebenfalls bereits den Brauch des Verlobungsrings – dieser wurde vor allem von den Frauen getragen, als Zeichen des Erhalts der Mitgift.
Bei den Römern war es ebenfalls Sitte, die Ringe links zu tragen, wobei hierallerdings oft nur die Frauen einen Ring trugen. Dieser war oft aus Eisen oder Bronze als Zeichen der Sparsamkeit und Bescheidenheit . Ob dies als Zeichen der gegenseitigen Liebe und Anerkennung dienen sollte oder doch eher die Bestätigung des Ehemannes war, dass er die Mitgift für seine frisch Angetraute erhalten hat, sei dahingestellt. Klarer wird dies, wenn der Ring eine liebevolle Inschrift enthält, wie sie Archäologen verschiedentlich bei ausgegrabenen Schmuckstücken gefunden haben. Auch die Form des Ringes konnte variieren. Verbreitet im alten Rom war die Form eines Schlüssels, als Zeichen dafür, dass der Frau nun die Schlüsselgewalt über das Haus übertragen wurde und sie somit das Sagen über Haus und Hof hatte.
Ebenfalls aus der Antike überliefert, ist eben dieser Brauch, Ringe auf ihrer Innenseite mit einer Gravur zu Versehen. Dies war ein Sprichwort, ausgewählte Symbole oder eine gemeinsame Bestätigung des Eheversprechens. Im Gegensatz dazu werden heute häufig die Namen von Braut und Bräutigam und/oder das Hochzeitsdatum graviert.
Trauringe bei den Kelten & Germanen
Von den Kelten ist vor allem bekannt, dass sie ein kriegerisches Volk waren. Allerdings sind sie auch berühmt für ihre ausdrucksstarke Kunst viele Alltagsgegenstände mit Symbolen, Runen, Ornamenten und Mustern zu verzieren. Wie sah das beim Schmuck und vor allem den Ringen aus?
Interessant ist, dass die Symbolkraft solch keltischer Ringe auch heute wieder zahlreiche Befürworter findet und sich zahlreiche Anbieter auf genau solche dem Keltenschmuck nachempfundenen symbolträchtigen Ringe zur Trauung spezialisiert. Aus der keltischen Vergangenheit ist bekannt, dass es bereits hier als Symbol der Zusammengehörigkeit geflochtene Grasringe gab, unklar ist jedoch ob diese zu einem Verlobungs- oder Eheversprechen gehörten und ob zwischen diesen beiden überhaupt getrennt wurde.
In den germanischen Sagen spielen Ringe oft eine tragende Rolle (Nibelungen!). Der Brauch, Ringe als Liebespfand einzusetzen, war ebenfalls bekannt. Rückgabe des Rings symbolisiert das Ende des Treueversprechens , ein Zerbrechen das Enden der Treue. Als sicher gilt, dass die germanischen Sagen Tolkien zu seinem „Herr der Ringe“ inspiriert haben – im Zentrum der Geschichte steht auch hier der Ring.
Eheringe im Mittelalter
Im Mittelalter waren Verlobungs- bzw. Eheringe schon weit verbreitet. Zunächst trug nur die Frauen einen Ring, den sie zur Verlobung geschenkt bekam. Später kamen die sogenannten Zwillingsringe in Mode: bei der Verlobung wurden die Ringe ausgetauscht. Jeder der beiden Partner trug während der Verlobungszeit seinen Ring. Bei der Eheschließung wurden dann die beiden Ringe zusammengefügt und die Braut trug von nun an beide, in einem Schmuckstück vereinten, Ringe.
Zur Verlobung bekam die Frau einen Ring vom Mann geschenkt oder die beiden tauschten Verlobungsringe aus – als gegenseitiges Treueversprechen. Die Eheringe waren in der Regel sehr schlicht gehalten, wichtig war jedoch, dass diese gesegnet wurden. Die Ringe sind seitdem fest in die Zeremonie der kirchlichen Eheschließung eingebunden und symbolisieren. Ab dem 15./16. Jahrhundert setzt es sich durch, dass grundsätzlich beide Ehepartner einen Ring tragen, nicht mehr nur die Braut.
Eheringe in der Neuzeit
Auch heute noch sind Verlobungs- und Eheringe nicht aus dem Alltag wegzudenken- je nach Kultur ist ein Verlobungsring jedoch kein Muß mehr. Häufig trägt auch nur die Frau einen Verlobungsring, den sie von ihrem Verlobten als Geschenk erhält, wenn der Mann um ihre Hand anhält. Eheringe werden dann jedoch von beiden Partnern getragen – nach der Eheschließung. Dabei spielt es keine Rolle, ob eine kirchliche Hochzeit stattgefunden hat oder eine reine standesamtliche Trauung – Ringe sind bei beiden Bestandteil der Zeremonie.
Verlobungs- und Eheringe in der Neuzeit sind nach wie vor in der Ausführung stets den jeweiligen Modeströmungen entsprechend gestaltet. Materialien, Form und Ausgestaltung, Oberflächenstruktur, Verzierungen und Schmucksteine reflektieren stets sowohl die Vorlieben der Träger als auch den jeweiligen Zeitgeschmack. Im neuen Jahrtausend schließlich gibt es immer noch prägende Modeströmungen, wichtig ist aber vor allem der jeweilige persönliche Geschmack und das Bedürfnis, seine Individualität und Zusammengehörigkeit als Paar nach außen durch seine Ringe zu zeigen
Das Angebot paßt sich entsprechend an und es läßt sich sagen: „erlaubt ist, was gefällt“. In Bezug auf Materialien und Form sind der Fantasie keine Grenzen gesetzt. Beliebt sind vor allem Angebote, die die Einheit des Paares stärken. Zum Beispiel das gemeinsame Designen der Ringe, künstlerische Gravuren, sogar gemeinsames Goldschürfen, und natürlich die persönlichsten Ringe die es überhaupt geben kann: Eheringe aus Elfenmetall erschaffen aus der vom Brautpaar gemeinsam erwählten Essenz ihrer Liebe!
In vielen Fällen unterscheiden sich auch die Ringe von Mann und Frau leicht: so werden zum Beispiel nur im Ring der Frau Steine gesetzt oder die Farben der Steine unterscheiden sich. Möglich ist auch, dass die Ringe aus gleichem Material sind, jedoch mit unterschiedlicher Musterung – um zu zeigen: „wir gehören zusammen, aber wir sind beide auch eigenständige Individuen“.
Trägt man Trauringe links oder rechts?
Das Brauchtum, den Ehering am nach ihm benannten Ringfinger zu tragen, hat sich bis heute erhalten, doch oft wird diskutiert, welches die richtige Hand ist: links oder rechts? –Während in vielen westlichen Ländern der Trauringe am linken Ringfinger getragen wird, ist es im deutschsprachigen Raum sowie unter anderem in Norwegen oder Bulgarien üblich, den Ring am rechten Ringfinger zu tragen. Ausnahme ist die Schweiz hier werden die Trauringe am linken Ringfinger getragen. – es gibt jedoch keine feste Regel dafür. Grundsätzlich kann das Paar dies frei entscheiden 🙂
So alt die Tradition der Eheringe ist– so individuell sind heute die Gestaltungsmöglichkeiten. Was bleibt ist die Erkenntnis, daß Ringe ein wunderschönes Zeichen der gegenseitigen Verbundenheit und Treue sind.